Es hat uns besonders gefreut, dass auch diesmal so viele unserer Einladung zum Symposium gefolgt sind. Über 220 Teilnehmer aus dem deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich und der Schweiz) bereicherten mit ihren Beiträgen und mit Ihrer Teilnahme die diesjährige Tagung. Knapp die Hälfte der TagungsteilnehmerInnen waren Lehrende aus ganz Deutschland. Sie fanden auf dem Symposium viel Gelegenheit sich mit anderen Lehrenden und Hochschuldidaktikern auszutauschen, sich neue Anregungen in den Workshops und Vorträgen zu holen. Speziell in den neu geschaffenen Beratungsecken standen die Pädagoginnen und Fachwissenschaftler im Projekt den Lehrenden zur Verfügung und berieten die Dozierenden ganz individuell zu ihren Lehrveranstaltungen bzw. gaben Anregungen und Tipps zur aktivierenden Lehre.
Den großen Bogen um das Symposium spannten die beiden Keynotes von Prof. Dr. Peter Riegler und Kathrin Munt (HaW Ostfalia) am Anfang und Prof. Noah Finkelstein (University of Colorado, Boulder) am Ende der Tagung. Sie berichten aus unterschiedlichen Perspektiven vom Konzeptwandel, der mit dem Einsatz aktivierender Methoden einhergeht. Denn eine Umstellung der Lehre bedeutet sowohl für die Lehrenden als auch für die Studierenden einen Abschied von altbekannten Mustern der Stoffvermittlung und des Lernens, was nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen ist. So entspann sich zwischen Kathrin Munt und Peter Riegler ein Dialog, bei dem es darum ging, den kognitiven Konflikt bei Lehrenden zu lösen, der dabei entsteht, wenn einerseits eine große Stoffmenge in kurzer Zeit vermittelt werden soll und anderseits der Lehrende sich soweit zurücknehmen und als Lernbegleiter die Lernprozesse bei Studierenden fördern soll. Noah Finkelstein griff zum Schluss der Tagung dieses Thema dann aus einer anderen Perspektive auf, in dem er den Wert der „Education“ im sozialen, ökonomischen und individuellen Umfeld beleuchtete und von der Wirksamkeit der unterschiedlichen Umsetzung aktivierender Lehrmethoden bei Studierenden berichtete.
Den Schwerpunkt des Symposiums bildeten auch diesmal Workshops, Kurzvorträge und Poster, in denen Akteure in MINT Fächern von ihren Erfahrungen und Fortschritten berichteten, die Qualität der Lehre an den Hochschulen und Universitäten zu verbessern. Folgende Fragen wurden aus unterschiedlichen Blickwinkeln erörtert: „Wie wirken die Konzepte und Lehrmethoden, die das Engagement der Studierenden fördern und grundlegende Schwierigkeiten der Studierenden in MINT-Fächern berücksichtigen?“ „Was ist bei der Einführung von Peer Instruction, Just-in-Time Teaching oder anderen lernerorientierten Konzepten zu beachten?“ „Wo gibt es bei der Einführung Hindernisse und Hürden und wie werden diese überwunden?“
Die Workshops konnten für 90 Minuten von den Referenten interaktiv gestaltet werden. So konnten Lehrende in einem Workshop anhand eines Fallbeispiels Problembasiertes Lernen nach der klassischen Sieben-Schritt-Methode selbst erfahren. In einem anderen Workshop ging es um Lernen aus den Fehlern anderer. So wurde nach einem kurzen Impulsreferat zusammen mit den Teilnehmern erarbeitet, welche Arten von Fehlern sich identifizieren lassen und wie man mit diesen Erkenntnissen umgeht bzw. wie man dagegen ansteuern kann.
Die Kurzvorträge wurden im Pecha-Kucha-Format gehalten, welches strenge Vorgaben bei der Anzahl der Folien und der Dauer des Vortrags macht. Nach anfänglicher Skepsis zeigten sich aber viele Vortragende und das Auditorium begeistert, da einerseits die Methode die Vortragenden durch die Kürze der Vorträge herausforderte und zu einem kreativen Umgang mit den strengen Vorgaben lockte und andererseits auch das Publikum kurz und knackig in die Thematik eingeführt wurde. Nach den Vorträgen hatten die Zuhörenden noch ausreichend Zeit im Rahmen eines Info-Marktes sich mit den Referenten auszutauschen, nachzufragen und zu diskutieren. Dieses Format für Vorträge hat auch uns begeistert. Wir werden es auf jeden Fall im Auge behalten und wieder anbieten.
Am Abend des ersten Tages fand ein Science Slam mit sechs Beiträgen statt, zu dessen Teilnahme auch im Call-for-Papers der Tagung aufgerufen wurde. Die Slammer zogen in je 10 Minuten alle Register, von Präsentationen über Requisiten und die Vorführung von Experimenten. Die Themen waren bunt gemischt und reichten von der „Thermodynamik im Schlafzimmer“ über „Zahlen und Zählen“ und dem „Geist aus der Flasche – zwischen Wissenschaft und Opas Bastelkurs“ bis hin zur Prokrastination: Wie man „Fiese Köter“ überwinden kann und den Umgang mit dem inneren Schweinehund in der Lehre optimiert. In einer Reise „in 10 Minuten durch 2.000 Jahre Kryptographie“ erklärte Prof. Gerlach die Verschlüsselung von E-Mails im Internet. Dieser Vortrag lieferte sich mit der Erklärung der Relativitätstheorie anhand eines Bürodrehstuhls von Michael Brunnhuber ein Wettrennen um die vorderen Plätze. Das Publikum hat dann mit Punkten und in kleinen Diskussionsgruppen neben dem wissenschaftlichen Inhalt die Verständlichkeit und den Unterhaltungswert des Vortrags bewertet und kürte den Vortrag über die Kryptographie als besten Science Slam des Abends.
Anschließend haben wir dann die Tagung gemütlich ausklingen lassen. Für das Conference Dinner ging es dann zu Fuß entlang der Pegnitz in die Innenstadt von Nürnberg, in das „Restaurant Heilig-Geist-Spital“. Dieser historische Ort war in Nürnberg im Mittelalter die größte städtische Einrichtung zur Versorgung der Alten und Kranken. Auch wurden dort die Reichskleinodien ein paar Jahrhunderte lang aufbewahrt. Für das leibliche Wohl unserer Tagungsgäste wurde mit fränkischer und regionaler Küche bestens gesorgt.
Am Freitag lockten weitere Workshops und Pecha-Kucha-Vorträge. In dem Workshop „Lernziele – zielorientiert zum Erfolg“ der Hochschule München wurde darauf eingegangen, dass gut formulierte, kompetenzorientierte Lernziele Klarheit darüber schaffen, welche Fähigkeiten bei Studierenden in einer Lehrveranstaltung entwickelt werden sollten. In einem anderen Workshop wurde gezeigt, welche spieltypischen Elemente in spielfremden Kontexten (Gamification) in einem semesterbegleitenden Onlinekurs in der Informatik eingesetzt werden können und welche positiven Effekte sie auf die Motivation und die Zufriedenheit der Studierenden haben. In den Vorträgen wurde von Erfahrungen aus der Projektarbeit mit StudienanfängerInnen berichtet, wie man eine Tutorenausbildung mittels Rollenspiel und Videoanalyse gestaltet und erörtert, oder welche Auswirkungen verschiedene Lehrformate auf das Fach Statik haben können.
Die Poster-Ausstellung am Freitag zeigte die ganze Bandbreite von Projekten und neuesten Ergebnissen aus dem Qualitätspakt Lehre. So wurden z.B. folgenreiche Fehler bei Dozierenden bei der Umsetzung aktivierender Lehrmethoden identifiziert, über forschendes Lernen in den Mint-Fächern in der Studieneingangsphase berichtet, Schulungskonzepte für Tutoren in der Physik und in der Mathematik vorgestellt und Beratungsangebote und individuelle Betreuung von Studierenden in den ersten Semestern präsentiert.
An den sogenannten Thementischen konnten die Poster noch um Materialien zur Veranschaulichung verdeutlicht werden. So stellte die z.B. TH Nürnberg Materialien vor, mit denen der Einsatz von Digitalisierung in der Lehre von Lehrenden erlebt und erprobt werden kann. Die Hochschule Furtwangen präsentierte anschaulich ihr Projekt Treffer, bei dem die Hochschule bedarfsorientierte Unterstützungsangebote für Studierende zur Verbesserung der Studienbedingungen erarbeitet hat. Da die Postersession parallel zu Workshops stattfand, war sie nicht ganz so gut besucht, wie wir uns das gewünscht hätten, ein Umstand, den wir bei der zukünftigen Planung des Veranstaltungsprogramms auf jeden Fall berücksichtigen werden.
Es lag uns sehr am Herzen, dass die Teilnehmenden an der Tagung aktiv beteiligt werden können und auch im Nachhinein etwas von der Tagung mitnehmen können. Da lag es nahe, diesmal die Tagung auch visuell durch „Grafic Recording“ aufzubereiten. Dazu begleiteten die beiden Designer Gabriele Schlipf („Momic“) und Christoph Kellner sowohl die beiden Keynotes am Donnerstag und am Freitag als auch die anderen Bestandteile der Tagung visuell und gestalteten ein großes Wandgemälde an zentraler Stelle, dem Ort des Kaffeeausschanks. Das war natürlich ideal, denn dort kamen alle Tagungsteilnehmenden in den Pausen zusammen und es entstanden ganz viele Gespräche und ein reger Austausch über die Lehre. Die Eindrücke der Teilnehmenden von den gerade besuchten Workshops und Vorträgen wurden von den Zeichnern „just in Time“ in das Bild aufgenommen. So entstand ein visuelles Verlaufsprotokoll der Keynotes (jeweils links und rechts im Bild) und der Eindrücke aus Workshops und Vorträgen zum Begriff MINT (vgl. Bild).
Alles in Allem eine gelungene Tagung, bei der viele neue Anregungen und Denkanstöße mitgenommen werden konnten.